Neubesetzung am Oberlandesgericht eskaliert

Veröffentlicht am 16.07.2022 in Ortsverein

Wie wichtig es ist, Richterposten zu besetzen, wird uns spätestens nach den Urteilen aus den USA zur Abtreibung, zum Waffenrecht und zum Umweltschutz klar. Auch in Ländern wie Polen und Ungarn kann man klar erkennen, dass der Versuch über die Justiz Einfluss auf die Politik zu nehmen groß ist. Aus den Erfahrungen des Dritten Reiches hat man in Deutschland daher besonders strenge Hürden bei der Ernennung von Richterposten eingeführt. So hat die Regierung in BaWü zwar das Vorschlagsrecht für die Besetzung eines Richterpostens, aber ein sogenannter Präsidialrat aus Richtern kann diesen Vorschlag ablehnen. Der Rat kann dann ebenfalls eigene Besetzungsvorschläge machen. Kommt keine Einigung zustande, dann entscheidet ein Richterwahlausschuss mit Vertretern aus der Richterschaft und dem Landtag. Logik: Gewaltenteilung, wie aus dem Lehrbuch der Demokratie.

Leider passt das der Baden-Württembergischen Justizministerin Marion Gentges (CDU) nicht. Nachdem sie ihre Personalentscheidung für die Neubesetzung eines Richterpostens am Oberlandesgericht Stuttgart nicht gegen den Präsidialrat durchsetzen konnte, will sie nun das Verfahren mit einer einstweiligen Verfügung des Verwaltungsgerichts kippen. Das ist nicht nur eine Ohrfeige an die Justiz, sondern auch höchst schädlich. Die Ernennung von Richtern muss unbedingt integer durchgeführt werden, sonst leiden das Ansehen und die Akzeptanz der Justiz. Richter müssen unabhängig ernannt werden, auch wenn es der Ministerin mal nicht passt.

Enttäuschend ist erneut das Verhalten von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), der sich hinter das Vorgehen seiner Ministerin stellt. Nach den Verfehlungen von Innenminister Strobl, der sensible Informationen an die Presse durchgestoßen hatte, und dann der Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen sein eigenes Haus untersagt hat, ist der Fall Gentges (CDU) wieder ein Versuch nach Gutsherrenart zu regieren. Von Kretschmann und den Grünen sollte man mehr erwarten können, da sie doch einst genau gegen solche Machtkonzentration angetreten sind. „Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit sind das Fundament einer demokratischen Gesellschaft“ schreiben die Grünen in ihrem Grundsatzprogramm. Offensichtlich scheint ihnen das Geschacher um Posten derzeit wichtiger geworden zu sein.

 

Kreisverband Heilbronn- Land

SPD Heilbronn-Land

Josip Juratovic (MdB)

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