Stromausfall in Europa

Veröffentlicht am 04.02.2021 in Ortsverein

Es geschieht an einem kalten Wintertag. Das europäische Stromnetz, mit Millionen von Privathaushalten, Industriebetrieben, öffentlichen Einrichtungen und Infrastruktur, ist mal wieder an seine Belastungsgrenzen gekommen. Die Kraftwerke in Mittel- und Südeuropa können schon seit Stunden den Bedarf nicht mehr stillen, und aus Südosteuropa müssen weitere 6.000 Megawatt über das Leitungsnetz zugeführt werden. Um 14:05 Uhr kommt es dann zum Unglück. In einem kroatischen Knotenpunkt überhitzt eine Stromkupplung und fällt aus. Schnell verlagert sich der Stromfluss auf alternative Verbindungen, aber eine nach der anderen versagt wegen Überlast – eine Kaskade, fast wie bei Dominosteinen, spielt sich ab. Letztendlich wird Südosteuropa von Zentraleuropa abgeschnitten. In Folge fällt in Europa ein Stromnetz nach dem anderen aus - Blackout.

Fiktion? Nein, so hat es sich fast am 8. Januar 2021 ereignet. Zum Glück konnten noch kurzfristig weitere Kraftwerke einspringen, und in Frankreich konnten einige Großverbraucher aus dem Netz genommen werden. Europa ist dadurch nur knapp einem Blackout entgangen. Wir haben noch einmal Glück gehabt.

Doch wie wird es wohl in den nächsten Jahren werden, wenn der Bedarf an Strom durch E-Mobilität, Wärmepumpen und zahlreiche Elektrogeräte steigt? Gleichzeitig will Deutschland bei der Erzeugung mit nuklearen und fossilen Brennstoffen aussteigen. Dazu will die EU bis 2050 klimaneutral werden. Werden dann Blackouts zukünftig zu unserem Alltag gehören?

Einige bauen darauf, dass der Markt das selbstständig regelt. Sie legen die Versorgungssicherheit in die Hände großer Energiekonzerne, in der Hoffnung die werden das schon lösen. Es ist aber fragwürdig, ob diese Konzerne diese Herausforderung überhaupt bewältigen können oder gar wollen. Denn schon lange wird der Energiesektor reguliert und subventioniert. Energieerzeuger lassen sich beispielsweise den Kohleausstieg durch hohe Zuschüsse versüßen. Durch die EEG Umlage werden große Stromverbraucher entlastet, auf Kosten der einfachen Verbraucher. Und auch der Schaden durch die CO2-Emissionen wird noch lange nicht fair eingepreist. Zudem wird in Deutschland durch die neuste EEG Novelle mit einem Stocken im Ausbau der regenerativen Stromerzeugung gerechnet. Windkraft ist für Investoren unattraktiv geworden und das Solardach auf dem eigenen Dach nicht favorisiert. Auch ist das Netzspeicherproblem nicht gelöst, insbesondere dann, wenn es wenig Strom aus Wind und Sonne gibt, wie an dem besagten 8. Januar.

Die Politik muss mehr in die Versorgungssicherheit der Stromnetze investieren. Der 8. Januar war ein Warnschuss. Wir müssen aber verhindern, dass Versorgungssicherheit am Ende gegen die Energiewende ausgespielt wird und damit Kohle und Atomkraft in die Verlängerung gehen. Jetzt ist der Zeitpunkt um für den Ausbau der regenerativen Erzeugung und vor allem für Energiespeicher einzutreten. Wir würden es begrüßen, wenn die Energieerzeugung in Bürgerhand eine größere Rolle spielen würde, so wie es das Europäische Parlament bereits beschlossen hat. Auf jeden Fall sollten wir das aber nicht alleinig den großen Energiekonzernen überlassen.

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Kreisverband Heilbronn- Land

SPD Heilbronn-Land

Josip Juratovic (MdB)

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