Vom Audi-Forum in Neckarsulm fasziniert

Veröffentlicht am 27.10.2009 in AG 60plus

Das Audi-Forum in Neckarsulm fasziniert und hat Flair. Seitdem es am 1. Juni 2005 eröffnet worden ist, sind hierher mehr als eine halbe Million Besucher gekommen. Jetzt auch die Arbeitsgemeinschaft 60 plus des SPD-Kreisverbands Heilbronn-Land mit über 30 Teilnehmer(innen), die meisten zum ersten Mal. Sie wurden begrüßt von Forum-Leiter Uwe Werner, der hervorhob, dass mit dieser Kommunikationsplattform das Werk Neckarsulm zu einem vollwertigen Standort im Audi-Konzern geworden ist und zu einem kulturellen Zentrum für die Region Heilbronn. In einer einstündigen Führung lernten dann die SPD-Senioren kennen, was es mit diesem Audi-Forum, dem Werk und der Unternehmensgeschichte auf sich hat.

Auf über 10 000 Quadratmeter Fläche präsentiert sich das Forum luftig, das auch schon von außen ein architektonisches Schmuckstück darstellt, hell und großzügig über drei Stockwerke, direkt erreichbar von und zur Hochgarage. Viel variabler Raum für Ausstellungen und Veranstaltungen. Das Forum als Event-Location mit Partyzone und Konzertsaal, Tagungs- und Konferenz-Zentrum, mit Lounge und Restaurant. Im Parterre blickte man in das Kundencenter für Neuwagen-Abholer, die hier fachkundig mit ihrem neuen Gefährt vertraut gemacht werden und sich im Forum mit Partner den Auslieferungstag im und um das Forum zu einem Erlebnis gestalten können.

Zu sehen gibt es genug, erst recht nach dem vorangegangenen Jubiläumswochenende, die auch die eindrucksvolle Fotografie-Ausstellung "Jahrhundertmensch" sahen sich die Besucher mit großformatigen Altersantlitzen konfrontiert. Fast heiter wirkten dagegen an den Wänden die Texte und Bilder, die in einer Art feiner Comic-Darstellung über die Firmen- und Produktgeschichte informierten. Natürlich konnte man auch die Autos und Motorräder aus Vergangenheit und Gegenwart life bestaunen. Da waren etwa der "Alpensieger" von 1911, ein offener Phaeton, oder ein 100-PS-"Pullman" von 1932, der 100 Monatslöhne gekostet hat. Dann die Erinnerung an den legendären Ro80 mit Wankelmotor, "Auto des Jahres 1967". Besonderer Anziehungspunkt: Die veredelten Fahrzeuge in hochwertigster Verarbeitung, wie ein A8 6,0 quattro lang 450 PS, mit Grundpreis 127 000 € für 201 000 €, oder ein R8 V10, 525 PS, zum Grundpreis von 148 000 € für 184 000 €. Schließlich all die historischen Exponate, die aus der unterschiedlichen Markengeschichte des Unternehmens erzählen . . .

Neckarsulm ist dabei der älteste Teil. Ein Christian Schmidt, der schon 1873 im schwäbischen Riedlingen eine Strickmaschinenfabik gegründet hatte, verlegte diese 1880 nach Neckarsulm, wo ab 1886 (auch) Fahrräder hergestellt wurden. Mit NSU entstand im Jahr 1900 die erste deutsche Motorradfabrik, und 1906 wurde der erste NSU-Motorwagen gebaut. Das in diesem Jahr gefeierte 100jährige Audi-Jubiläum geht zurück auf das Wirken des Ingenieurs August Horch, der 1896 bei Carl Benz in Mannheim mit dem Kraftfahrzeugbau vertraut worden war und 1899 in Sachsen eine eigene Autofabrik gründete. In der umgewandelten AG wurde er irgendwie ausgebootet, so dass er 1909 in Zwickau eine Neugründung vornahm. Da ihm von der Firmenname Horch von der alten Firma streitig gemacht wurde, lateinisierte er den Namen in Audi. Daraus wurde dann die heutige Weltmarke mit den vier Ringen, unter der neben Audi die heute längst nicht mehr existierenden Marken Horch, DKW und Wanderer eingebunden wurden. 1932 entstand die Auto Union AG, die 1949 in Ingolstadt neu gegründet wurde. Nach einem kurzen Zwischenspiel bei Daimler-Benz kam sie zum Volkswagen-Konzern, der 1969 Großaktionär von NSU in Neckarsulm wurde und anschließend die NSU Motorenwerke AG mit der VW-Tochter Auto Union fusionierte.

Audi verzeichnete zuletzt 13 Rekordjahre hintereinander und kam im Jahre 2008 auf über 34 Milliarden € Umsatz und 3,2 Milliarden € Gewinn. 2008 wurden erstmals mehr als eine Million Fahrzeuge produziert, von 58 500 Audi-Beschäftigten, von denen 13 600 am Standort Neckarsulm tätig sind. In Neckarsulm laufen die Audis der Oberklasse vom Band, wie sich überhaupt Audi eine führende Position auf dem Premium-Markt erobert hat - und jüngst mit Porsche im Opel-Konzern eine ähnlich ambitionierte Schwestergesellschaft bekommen hat.

Ehe der Forum-Besuch im Restaurant Nuvolari bei Kaffee und Kuchen ihren Abschluss fand, nahmen die SPD-Senioren noch die Gelegenheit zum Einkauf im Audi-Shop wahr und kamen nicht zuletzt in den Genuss eines hochklassigen Fachvortrags. - 2 -

Alternativantriebe können Verbrennungsmotoren nicht voll ersetzen

"Zukünftige Individualmobilität im Spannungsfeld der Antriebsarten und Kraftstoffe". So hieß das mit einer Power-Point-Präsentation unterlegte Fachreferat von Dr. René H. E. van Doorn, ein Naturwissenschaftler aus den Niederlanden, der seit neun Jahren im Neckarsulmer Audi-Werksbereich in vorderster Front mit der Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren und Alternativantrieben tätig ist. Die Neckarsulmer Autoschmiede hat schon in vielen Autobereichen Pionierarbeit geleistet, beim Wankelmotor und Allradantrieb Quattro, in der Aluminium- und Leichtbauweise und überhaupt in Motorentrends. Nicht nur wegen der permanenten Klimadebatten und CO2-Diskussionen wird intensiv bei Effizienzsteigerung und Kraftstoffeinsparung sowie Abgasreduzierung der Motoren geforscht und entwickelt.

Dass gravierende Erfolge in dieser Richtung unabdingbar sind, ergibt sich allein schon aus der eingeschränkten Verfügbarkeit der Ressourcen. Der weltweite Primärenergieverbrauch hat sich in den letzten 50 Jahren mehr als verdoppelt, obwohl er sich - zumindest in Deutschland nachhaltig - von den Wirtschaftswachstumsraten entkoppelt hat. Die Welterdölförderung dürfte gegenwärtig mit jährlich 31 Billionen Barrel ihren Zenit erreicht haben und bis 2040 auf die Hälfte des Volumens zurückgegangen sein, auch aus technisch-physikalischen Grenzen bei der weiteren Erschließung der Förderquellen, was die Endlichkeit der fossilen Energierohstoffen signalisiert. Dabei müsste nach OECD-Berechnungen der Verbrauch bereits im Jahre 2030 doppelt so hoch wie heute liegen, wenn der derzeitige Entwicklungsstand fortgeschrieben würde. Hinzu kommt, dass der Erdölreserven - und die deutschen Ölimporte - im Nahen Osten zu finden sind, also in politische unsicheren und instabilen Ländern. Auch wegen der Verschärfung der Treibhauseffekte durch die zunehmende Abgasentwicklung im Zuge der anhaltend raschen Vermehrung der Individualverkehrs mit Pkw und des Gütertransports mit Lkw ist eine technologische Umkehr unumgänglich.

Es geht also sowohl um Schadstoffvermeidung und um Abkehr vom herkömmlichen Benzinrohstoff. Absolute Schwefelfreiheit ist gegeben durch die Verwendung von Ethanol als Treibstoff. Die massenhafte Verwendung von zuckerhaltigem Rohstoff hat jedoch Tücken (großflächiger Anbau mit ökologisch schädlichen Wirkungen und negative Folgen für das Weltnahrungsmittelangebot). Ähnliches gilt für den Einsatz stärkehaltiger Rohstoffe (Weizen, Mais). Die Zukunft auf diesem Gebiet liegt eher in der Umsetzung von Lignozellulose (Stroh) und ölhaltigen Pflanzen sowie Pflanzenabfällen und Klärschlamm als Sprit.

Noch unerschöpflicher als Biomasse ist Wasserstoff als Energiequelle. In einem Verbrennungsmotor wird durch die Synthese von Wasserstoff und Luftsauerstoff Wärmeenergie erzeugt, die in mechanische Energie umgewandelt wird. Beim Einsatz von Brennstoffzellen wird aus der Verbindung von Wasser- und Sauerstoff elektrische Energie freigesetzt. Doch ehe aus dem Auspuff statt Kohlendioxid nur Wasserdampf heraus kommt, muss das äußerst schwierig handhabbare Problem der Speicherung (zusätzlicher Stauraum für Tanks) von Wasserstoffenergie im Auto gelöst werden. Ein solcher Fahrzeugtyp ist derzeit nur für besondere Einsatzfälle interessant.

Als alternativer Antrieb zum Verbrennungsmotor gilt der Elektroantrieb mit seinem hohen Wirkungsgrad. Die ersten Elektroautos gab es schon vor mehr als 110 Jahren. Inzwischen können Lithium-Ionen-Batterien ein Mehrfaches an Energie speichern als Natrium-Schwefel-Batterien oder gar Bleiakkumulatoren, und auch Umfang und Gewicht der Batterien wurden reduziert, doch noch immer ist die Speicherkapazität recht gering. Deshalb bietet sich eine Kombination von Elektro- und Ottomotor an. Audi brachte 1997 mit dem Duo III das erste Hybridfahrzeug (mit 320 kg schwerer Batterie an Bord) auf den Markt, doch fand es bei den Kunden keinen Anklang. Inzwischen haben maßgebliche Hersteller mit serienmäßigen Hybridautos bessere Markterfolge. Insbesondere im Stadt- und Stop-and-Go-Verkehr bietet der emissionsfreie und geräuscharme Elektroantrieb Vorteile, da sich die Batterien beim Bremsen und im Schub selbst aufladen. Erstrebenswert sind jedoch schnellere Batterie-Auflademöglichkeiten.

Da Energiespeicherung in Batterien - bei allen noch vorhandenen Problemen - effizienter ist als im Wasserstoff, sind (noch teure) Hybridautos angesichts der verschärften Abgasgrenzwertvorschriften mittelfristig eine Alternative zum reinen Verbrennungsmotor. . Helmut Sauter

 

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