Italien wählt rechts

Veröffentlicht am 09.10.2022 in Ortsverein

Das Erfolgsrezept der Neofaschisten und Rechtspopulisten sind Feindbilder. Das „wir gegen die Anderen“ Narrativ scharrt Menschen hinter die Bewegungen der Populisten. Das funktionierte bei Trump, beim Brexit, in Ungarn und in Russland. Ob Einwanderer, die eigene Regierung, die EU oder Nachbarländer, es gibt immer eine Zielscheibe für Populisten. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass in Italien die Neofaschisten einen Wahlsieg erzielen konnten. Ihre Feindbilder sind die EU, Deutschland, Einwanderer, quere Menschen und andere Minderheiten. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die designierte Regierungschefin Giorgia Meloni von der Partei der „Brüder Italiens“ schon verbal gegen Deutschland und die EU in Stellung bringt. Aufgehen kann die Rechnung aber nicht, da das hoch verschuldete Italien am Tropf der EU hängt. Jahrelang konnte sich Italien vor allem auf den Aufkauf ihrer Staatsanleihen durch die EZB und auf üppige Subventionen aus den EU-Töpfen verlassen. Es wird sich also zeigen, wie die Rechten in Italien erfolgreich regieren wollen, wenn sie die Hand beißen, die sie füttert.

Was ist die Lehre für Deutschland? Wir dürfen nicht zulassen, dass die Rechte in Deutschland, wie in Italien, mit Feindbildern und falschen Versprechen Zulauf erhält. Im Gegenteil - sich zur EU zu bekennen, und Europa zusammenzuhalten, ist wichtiger geworden als jemals zuvor. Nur von starken wirtschaftlichen und militärischen Bündnissen können wir unsere Interessen und unseren Wohlstand in der Welt verteidigen. Ein „jeder für sich“ und „alle gegen alle“ führt uns ins Verderben.

Die Konservativen müssen sich endlich von den Rechtspopulisten abgrenzen. Bis letztes Jahr saß die CDU/CSU im EU-Parlament gemeinsam mit der ungarischen Fides Partei von Victor Orban in einer Fraktion. Auch im Bundestagswahlkampf gelang es der CDU nicht, sich von Mitgliedern wie Hans-Georg Maaßen oder Max Otte abzugrenzen. Die Wahlkampfunterstützung von Manfred Weber (CSU) für die rechte Partei Forza Italia und deren Chef Silvio Berlusconi war für den Zusammenhalt in der EU nicht hilfreich. Und auch die verbale Entgleisung des Friedrich Merz zum „Sozialtourismus“ der Ukrainer passt eher in den Versuch im rechten Lager fischen zu wollen. Dabei sollte die Union aus der Erfahrung ihrer Vorgängerpartei, der Zentrum Partei, wissen, dass Rechte nicht beherrschbar sind.

So scheint es, als ob die Stärke der Rechten auch eine Schwäche der Konservativen ist. Die Konservativen müssen sich jetzt stärker zu Europa bekennen, und sich beispielsweise in der EVP Fraktion endlich von den EU-Kritikern, wie der Forza Italia, trennen. Man kann nur auf einer Hochzeit tanzen.

 

Kreisverband Heilbronn- Land

SPD Heilbronn-Land

Josip Juratovic (MdB)

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